Wie man mit Handarbeiten gegen Brustkrebs kämpfen kann, zeigt uns das Projekt „Sew for you – Aktion Herzkissen“, welches ich euch heute vorstellen und hoffentlich dafür begeistern möchte. Beim Projekt „Sew for you – Aktion Herzkissen“ werden ganz besondere Kissen in Herzform an Brustkrebs Patient/inn/en vermittelt.
Dieser Artikel gehört zur Serie Handarbeiten für den Guten Zweck, dort findest du viele weitere tolle Projekte, die es zu unterstützen lohnt und kannst auch neue Projekte vorschlagen!
Das Projekt ist bekannt durch seine Internetseite und seine Facebook Seite. Dort sieht man viele Fotos der Herzkissen und weiteren Gaben und natürlich auch Berichte zum Weg den sie nehmen. Die Helfer selbst organisieren sich in der zugehörigen Facebook Gruppe.
Vorgestellt: Handarbeiten gegen Brustkrebs – Sew for you – Aktion Herzkissen
Name des Projektes: | Sew for you – Aktion Herzkissen |
Präsenz: | Internetseite, Facebook Seite, Facebook Gruppe |
Wem wird geholfen? | Brustkrebspatient/inn/en |
Wer kann helfen? | jeder |
Was wird gemacht? | Herzkissen selbst nähen, Grußkarten und weitere Kleinigkeiten selbst herstellen |
Was muss man beachten? | besonderes Schnittmuster und besondere Füllung der Herzkissen, Herzkissen können nur genäht werden |
Handarbeiten gegen Brustkrebs – Sew for you – Aktion Herzkissen
Empfohlen wurde mir das Projekt von Andrea und diese Gelegenheit habe ich genutzt, ihr gleich ein paar Fragen dazu zu stellen!
Hallo Andrea, du unterstützt das Projekt „Sew for you – Aktion Herzkissen“. Darf ich fragen wie du dazu gekommen bist und warum genau dieses Projekt?
Andrea: „Mein Opa hatte Krebs und ist leider daran auch kurze Zeit danach verstoben…..und zu diesem Zeitpunkt bin ich über einen Beitrag der Sew for you auf Facebook gestolpert…..und der kam zur rechten Zeit. Ich bin schon immer sehr „sozial“ eingestellt und da war es schnell klar für mich das ich ein Teil davon sein möchte.„
Das tut mir leid. Dir hat das Projekt also geholfen mit dem eigenen Verlust klar zu kommen?
Andrea: „Danke. Ja es war ein bisschen Trauerbewältigung. Mit „gleichgesinnten“ auch mal ein Wort auszutauschen. Die meisten die bei uns nähen haben selbst Krankheiten oder eben im engen Familien und Freundeskreis.„
Ich verstehe. Und was bedeutet das Projekt heute für dich?
Andrea: „Ich finde es wichtig anderen Menschen zu helfen und Freude zu schenken. Mit einem Herz das ich nähe oder den kleinen Give Aways verschenke ich ein Lächeln in schlimmen Zeiten. Es ist schön von „Betroffenen“ zu hören wie toll die Herzen sind wie sie sich darüber freuen eins geschenkt bekommen zu haben. Wir werden damit die Krankheit nicht heilen….aber wir können für alle was gutes tun.„
Danke dir liebe Andrea, dieses Projekt scheint etwas ganz besonderes zu sein!
So sieht es übrigens aus, wenn „Sew for you – Aktion Herzkissen“ den Patient/inn/en ein Herzkissen vermittelt.
Doch wie Andrea schon durchblicken ließ, ist es wohl viel mehr als eine hübsche Aufmerksamkeit und deshalb habe ich mir die Gründerin des Projektes geschnappt und ihr ein paar Löcher in den Bauch gefragt!
Hallo Kerstin, schön das ich mit dir über dein Projekt „Sew for you – Aktion Herzkissen“ sprechen darf. Als erstes wollen wir natürlich wissen wie lange du das schon machst und wie es dazu gekommen ist!?
Kerstin: „Danke Anett, ich finde es total schön, dass ich über unsere Gruppe „Sew for you ~ Aktion Herzkissen“ erzählen darf. Ich selbst habe chronische Erkrankungen und bin deswegen leider berufsunfähig. Doch mir war es immer ein Anliegen, ehrenamtlich tätig zu sein, soweit es mir möglich ist. Als ich im Sommer 2015 über die Herzkissen las, die für BrustkrebspatientInnen genäht werden, war ich sofort angetan, da ich einige Monate vorher mit dem Nähen begonnen hatte. Ich dachte mir: Wenn ich eine Gerade nähen kann, kann ich auch lernen, die Kurven für ein Herzkissen zu nähen. Die Idee war da, ich rief die Gruppe ins Leben. Eine sehr liebe Person war sofort mit an Bord und wir gestalteten den ersten Weg der Gruppe gemeinsam, ebenso nähten einige Frauen bei der ersten Aktion mit, die ich hier bei FB über Nähgruppen kennen gelernt hatte. Zwei davon sind heute noch dabei, 22 ganz tolle weitere HerzensmenschInnen machen unsere Runde aktuell zur „Sew for you“.„
Was ist denn das besondere an euren Herzkissen und welche Idee steckt dahinter?
Kerstin: „Die Idee der Herzkissen für BrustkrebspatientInnen basiert auf dem Heart Pillow Project, das von Nancy Friis-Jensen, einer dänischen Krankenschwester, im Jahre 2006 gegründet wurde. Sie hat diese besonderen Herzkissen bei einem Aufenthalt in Amerika gesehen und anhand ihrer Erkenntnisse und Erfahrungswerte in einem Schnittmuster umgesetzt und an Herzkissengruppen verteilt. Die Besonderheit an diesen Herzkissen sind die langen „Ohren“ und eine bestimmte Größe sowie Grammzahl an Füllmaterial. Natürlich ist jeder Mensch anders, so dass auch jedem hier vielleicht ein weicheres oder festeres Kissen wohler tut, was wir auch gerne berücksichtigen. Das Kissen ist durch die Herzform nicht nur ein Symbol des Beistands, der Aufmerksamkeit und des Mitgefühls, sondern auch ein tröstender Begleiter oder ein Mutmacher. Doch nicht nur das: Durch das Kissen zwischen Oberarm und Oberkörper/Brust, kann Linderung des Narbenschmerzes nach der Operation begünstigt werden. Weiter entstehen weniger Lymphschwellungen und weniger Druck auf das betroffene Gewebe (zB auch in liegenden Positionen), da der Lymphfluss nicht blockiert wird. Wer das Herzkissen unter dem Arm trägt, schützt die operierte Stelle zudem vor Stößen oder abrupten Bewegungen, beim Autofahren ist es ein nützlicher Begleiter, um den Druck des Sicherheitsgurts abzufangen. Das Heart Pillow Project an sich gibt es nicht mehr, doch es gibt sehr viele Herzkissengruppen, die sich für diese gute Sache einsetzen!„
Das klingt fantastisch! Welchen Weg nehmen denn eure Kissen, bis sie bei den Patient/inn/en landen?
Kerstin: „Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Wir beschenken seit einem Jahr das Brustzentrum des St. Elisabeth Krankenhauses in Leipzig und das regelmäßig einmal im Quartal. Zusätzlich gingen dorthin auch schon Zwischenlieferungen raus, wenn wir einen Schwung Herzkissen da hatten. In unseren Schenkungen sind zu den Herzkissen immer noch Grußkarten und kleine Give Aways wie Taschentüchertaschen, praktische Pyramidentäschchen, Duftherzerl, Schlüsselbänder, oder andere genähte und gehandarbeitete kleine Geschenke, die den PatientInnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern sollen. Das heißt, jede/r PatientIn bekommt von uns ein Set aus Herzkissen, Grußkarte und Give Away. Doch nicht nur Krankenhäuser bzw Brustzentren beschenken wir, auch Onkologische Tageskliniken oder Arztpraxen haben wir schon beliefert. Auch Privatpersonen nehmen zu uns Kontakt auf und erzählen uns ihre Geschichten. Diese Gespräche sind für uns sehr bewegend und ich bin sehr dankbar für jedes einzelne davon. Ich bringe dann die wichtigsten Infos über die Anfrage in die Gruppe ein, zB um wen es geht, welche Vorlieben die Person hat (zB Farben, Motive, Hobbies), die ich während des Gesprächs erfragt habe, und wir entscheiden dann gemeinsam, wer von uns ein Herzkissen bei sich hat, das dem Geschmack dieses/r Betroffenen treffen könnte. Und so übernimmt immer mal wer anderes aus unserer Gruppe eine Schenkung an eine Privatperson. Auch von uns aus geht oft die Initiative. Wir lernen wen kennen, sehen was im Fernsehen oder lesen hier auf Facebook etwas und schreiben die Personen direkt an: „Ich würde Dir gerne ein Herzkissen schenken, ist das für Dich okay?!“ Das sind ganz wunderbare Begegnungen. Neben den Herzkissen nähen wir auch noch Chemobeanies, Drainage- und Urinbeuteltaschen, Portkissen für den Autogurt, stricken Socken, uvm. Auch diese Dinge können angefragt werden.„
Wow das ist wirklich eine Menge Einsatz, den ihr da zeigt. Wie reagieren denn die Patient/inn/en auf eure Gaben? Bieten die Herzkissen nur praktische Hilfe oder ist es viel mehr?
Kerstin: „Die PatientInnen zeigen sich sehr dankbar und schreiben uns Emails oder melden sich auf unserer FacebookSeite oder der Homepage. Auch einen Anruf haben wir inzwischen schon bekommen und durften ein weiteres Kissen zu dieser Dame senden, das nach England an ihre leider auch erkrankte Freundin weiter geschickt wurde. Aus dem St. Elisabeth Krankenhaus haben wir sogar Fotos einiger PatientInnen erhalten, auf denen sie sich uns mit ihren Herzkissen zeigten. Das war für uns eine große Freude, wir waren zu Tränen gerührt, dass diese Frauen sich für Fotos bereit erklärten. Das sind ganz besondere Momente gewesen, von denen wir auch sehr ergriffen sind. Neben der bereits erwähnten schmerzlindernden Wirkung sind die Herzkissen für jede/n PatientIn ein Begleiter, das wird uns immer wieder von den Betroffenen selbst, aber auch von den Breast Care Nurses, den Onkologischen Fachkräften auf Station, rückgemeldet. Schon wenn sie bei Aufnahme in die Klinik in ihr Zimmer gebracht werden, wartet dort das Herzkissen (mit Option auf Tausch je nach Geschmack) mit unserer Grußkarte auf die PatientInnen und sie beschreiben uns das wie ein „Willkommensgruß“. Die meisten erzählen, dass sie das Herzkissen immer mit im Bett, es bei Autofahrten dabei und immer im Gepäck für jeden Klinikaufenthalt haben. Wir haben auch schon ein zweites Herzkissen, sozusagen „zum mal wechseln“, angeboten, doch das wurde bisher immer abgelehnt: Das EINE Herzkissen ist der Trostspender, der Begleiter, mit dem alles erlebt wird; das EINE Herzkissen ist das Symbol für Verbundenheit und dass da Menschen sind, die an sie denken. Das wird uns vermittelt, und da wissen wir, dass wir genau das Richtige tun: Denn wer braucht keine Begleitung in schweren Zeiten und das Gefühl von Verbundenheit und Trost?!“
Das ist wirklich super rührend! Wie kann man euch denn unterstützen und wie läuft das ab?
Kerstin: „Wir sind auf vielerlei Weise offen für Hilfe und Unterstützung. Natürlich kann man sich uns in jeder Art des Handarbeitens anschließen: Ob Stricken, Nähen, Häkeln, auch Basteln, Makramée, Malen…. wir sind der Meinung, dass sich jeder bei uns einbringen kann, denn wer anderen Menschen eine Freude bereiten will, der ist bei uns genau richtig und soll jederzeit gerne seine Leidenschaft zur Handarbeit einfließen lassen. Weiter ist es auch möglich, uns ohne eigenen aktiven Einsatz zu unterstützen, denn wir brauchen ja immer wieder Nachschub an Materal: Gefragt sind da Stoffe (hauptsächlich 100% Baumwolle), Füllmaterial (wir verwenden die SLAN Kissen von Ikea, ein Kissen zu 3,99€ ergibt 3-4 Herzkissen) und es fallen auch immer wieder Versandkosten an. Es dürfen auch gerne Reststoffe/-stücke sein, es können alte Oberhemden, aus denen „Mann“ rausgewachsen ist, Bettwäsche, Leintücher, Vorhänge sein, wir können jederzeit genauere Auskunft geben, was wir alles verwenden können. Auch Sponsoren suchen wir regelmäßig, die sich einer der Versteigerungen anschließen, die ca zweimal jährlich stattfinden und deren Erlös wir dann zu 100% erhalten. Hier danken wir wirklich allen, die ihre Handarbeitswerke der Versteigerung zur Verfügung stellen, aber natürlich auch allen Mitbietenden und Käufern. Über Unterstützung würden wir uns sehr freuen und sind natürlich gerne als Ansprechpartner da, wenn es Fragen dazu gibt.„
Man kann also auch helfen wenn man nicht nähen kann?
Kerstin: „Ganz genau, es kann wirklich in den verschiedensten Arten geholfen werden und wir besprechen auch mit jedem, der uns eine Anfrage diesbezüglich schickt, wie er sich seine Unterstützung bei uns vorstellt und was für ihn/sie am besten passen könnte.
Es gibt die Möglichkeit Socken oder Mützen zu stricken, kleine Schlüsselanhänger, die in Herzform gestrickt oder gehäkelt werden, sind auch sehr beliebt. Hier haben wir auch einige Anleitungen für Amigurumi, diese keinen Tierchen, die man häkeln kann, aus denen wir auch Schlüsselanhänger oder Taschenbaumler machen. Schlüsselanhänger gehen auch aus Makramée oder Perlen, wir bekamen auch schon tolle EngelGrußkarten: Engelchen aus Perlen, die an selbstgebastelte Grußkarten gebunden waren. Einige Kinder unserer NäherInnern malen Lesezeichen für die PatientInnen, und auch manche Erwachsene unter uns zeichnen gerne. Das Fotografieren kommt bei uns auch nicht zu kurz, die Motive finden sich in Form unserer Grußkarten wieder. Papierbasteln, Falten ist ebenso angesagt, auch dabei entstehen tolle Lesezeichen zum Einlegen oder für die Buchecken.
Ebenso freuen wir uns über Leute, die für uns eine Versteigerung organisieren würden, die unsere Beiträge auf ihren FacebookSeiten teilen, damit noch mehr Menschen von der Herzkissenaktion erfahren. Oder Menschen, die Kontakte zu Firmen haben, die zB ausrangierte Probeexemplare von Sockenwolle oder fertige Ausstellungsexemplare an Socken haben, die wir noch super nutzen könnten. Es gibt hier wirklich ganz individuelle Ansätze zu helfen und ich versuche immer sehr, das an diejenigen anzupassen, die helfen wollen: Im Gespräch miteinander finden wir die Stärken eines jeden und setzen dort an, dann entstehen die besten Geschichten! „
Gibt es denn auch eine gehäkelte oder gestrickte Version des Herzkissens?
Kerstin: „Eine gehäkelte oder gestrickte Version des Herzkissens gibt es nicht, was daran liegt, dass das Herzkissen aus zwei glatten und nicht dehnbaren Stücken Baumwollstoff genäht werden muss, ohne sich erhebenden Aufdruck oder Stickereien. So behält es die nötige Form und Stabilität und hat keine störenden zusätzlichen Nähte, die wiederum auf das Narbengewebe drücken und dieses reizen könnten. Die Oberfläche des Herzkissens muss also glatt sein, was beim Stricken oder Häkeln durch die Maschen nicht gegeben wäre.„
Vielen Dank das du dir Zeit für uns genommen hast liebe Kerstin und unsere Fragen so geduldig beantwortet hast!
Ich hoffe ich konnte euch für dieses Projekt begeistern und ihr findet es genauso toll wie ich! Wer es gern unterstützen mag, kann der Facebook Seite ein „Gefällt mir“ schenken und vielleicht möchte der eine oder andere sogar dem Kreis der Helfer beitreten!